Warum sind so viele Menschen heute unzufrieden und genervt?

Die Unzufriedenheit und das Genervtsein von Menschen nimmt in allen Bereichen immer mehr zu. Sei es in den Familien, im Arbeitsumfeld, im Straßenverkehr, gegenüber anderen Kulturen, an der Supermarktkasse, am Bahnhof … Es gibt Menschen, die z. B. bei Verspätung einer S-Bahn eine Sprache verwenden als wären sie auf einem Kreuzzug.

Warum ist die Gelassenheit verlorengegangen?

Es beschäftigt mich schon seit langer Zeit, warum Menschen sich von Vielem so sehr gestört und in ihrem Leben beeinträchtigt fühlen, Ich glaube, und da gehe ich auch mit philosophisch orientierten Menschen einig, dass unserer Gesellschaft kollektive Visionen verloren gegangen sind. Die Generation meiner Eltern hatte in der Zeit nach dem Krieg noch handfeste gesellschaftliche Visionen: Sie wollten das Land wieder aufbauen, keinen Krieg mehr erleben, genug zu essen haben, vielleicht ein Haus bauen, ihre Kinder sollten es mal besser haben und sie wollten im Alter eine sichere Rente haben. Deshalb haben sie in die Hände gespuckt und gearbeitet und sich dabei gegenseitig geholfen. Solche (Aufbau)Visionen haben wir heute nicht mehr.

 

Heute dreht sich der Mensch hauptsächlich um sich selbst und pflegt sein Ego. Kollektive Visionen sind verloren gegangen. Als Ersatz dafür versuchen wir ständig unser Selbst zu optimieren. Wir haben uns eine ziemlich genaue Vorstellung davon angeeignet, wie unser Leben zu sein hat. Es geht fast nur noch darum, bei uns selbst alles besser zu machen – Familie, Kinder, Beziehungen, Sportlichkeit, Körper, Schönheit, Kariere…  Alle Bereiche werden der Optimierung unterstellt. Es ist ganz klar, dass dabei die Gelassenheit verloren geht, denn man steht unter dem ständigen (selbst gemachten) Druck, alle Lebensbereiche permanent verbessern zu müssen. Kommt uns dabei irgendetwas in die Quere, sind wir sofort genervt und unlocker. Wenn nicht alles, was wir gerade zur Optimierung benötigen, sofort und auf Knopfdruck zur Verfügung steht, dann wird das für viele gleich zu einer Katastrophe. Erwähnt sei hier als Beispiel ein verspäteter Zug.

 

Diesen Optimierungswahn hatten unsere Eltern nicht

Unsere Eltern hatten, wie oben schon erwähnt, die kollektive Aufbau-Vision, für die sie gearbeitet und gekämpft haben. Von unserem heutigen Optimierungswahn waren sie weit weg.  

 Man hatte damals zudem auch noch viel mehr die Vorstellung, dass Gott unser Schicksal bestimmt und die Menschen von Gott gelenkt werden. Doch diese Gläubigkeit ist heute nicht mehr so weit verbreitet. Heute gilt die Devise: Jeder ist selbst seines Glückes Schmied, jeder bestimmt sein Leben selbst. Somit ist man an seinen Lebensumständen selbst schuld. Was wiederum heißt, man muss aufpassen, dass man keine Fehler macht. Dies führt zwangsläufig zu einem Einzelkämpfertum. Die Folge davon ist, dass die Menschen viel zu sehr auf sich selbst bezogen sind, vielmehr vereinzeln, vereinsamen, sich wenig um Gemeinschaft bemühen, missgünstig und neidisch werden. Dies ist eine sehr schlechte Entwicklung.

Was kann man dagegen tun?

Ich denke, wir sollten alle von unserem Ego-Trip weitestgehend wegkommen. Mehr an andere denken, sich um die Familie und Freunde kümmern. Auch ist es wichtig, nicht ständig in sich hineinzuhorchen, denn dadurch kapselt man sich zu sehr ab. Mit dem heutigen vorherrschenden Selbstoptimierungswahn und der dadurch permanenten Kontrolle aller Lebensbereiche kann man keine Zufriedenheit in sich selbst finden. Wir jagen zu sehr unseren selbst gesetzten Pflichten (Optimierungen) nach, doch dabei verlieren wir unsere Gelassenheit und werden immer unzufriedener.

Wir brauchen wieder mehr Gemeinschaft und weniger Egomanie.

Wir sind alle richtig, so wie wir sind !
Niemand muss sich ständig selbst optimieren!

 

Liebe Grüße

 

 

Gaby

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